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Story

Auf in die Wathosen, ran an die Totmannanker

Bei der Sanierung der Mainzer Kaimauer fühlte sich Bauleiter Markus Wolfram in seinem Element.

Ort

Mainz

Zeitraum

November 2021 – August 2022

Mitarbeiter im Einsatz

6-7

Leistungen

Erdaushub, Pflasterarbeiten, Mauerarbeiten

Projektleitung

Markus Wolfram

Markus Wolfram

Bauleiter

Polier

Ansprechpartner Platzhalter

Waldemar Dering

Vorarbeiter

Michael Steuer

Michael Steuer

Vorarbeiter

“Kommen Sie rein, steigen Sie ein, eine Runde geht noch!” Laute Musik und der Geruch von Popcorn und Mandeln begleiteten im Frühjahr unsere Sanierungs­arbeiten an der Mainzer Kaimauer. Team Michel kämpfte sich hartnäckig durch verstopfte Gassen, trotzte Regen und Hitze und am Ende gab es sicherlich auch die ein oder andere Bratwurst. Bauleiter Markus Wolfram erinnert sich an weitere Herausforderungen, die diese Baustelle zu seinem Projekt des Jahres 2022 machten.

Für Markus Wolfram war die Mainzer Kaimauer ein Terrain, auf dem er sich wohlfühlt. Der gelernte Wasserbauer grüßte hier seine ehemaligen Amtskollegen vom Wasserschifffahrtsamt, die gelegentlich kontrollierten, dass unser Team durch die Baumaßnahme den Mainzer Pegel nicht zu sehr erschütterte. “Ich habe meine Ausbildung im Wasserschifffahrtsamt Aschaffenburg gemacht, bin auf dem Main herumgefahren, habe Uferböschungen gepflegt. Der Rhein ist sicher ein ganz anderes Gewässer, für mich ist die Arbeit am Wasser jedoch immer wieder spannend, vor allem bei diesem Auftragsvolumen und im Zusammenhang mit Tiefbau.”

Spannend wurde es vor allem, weil die Kaimauer im Sinne des Denkmalschutzes saniert werden musste, um in Zukunft mehr Last zu tragen. Dabei galt es zunächst, die historischen Steine an der Außenmauer auszutau­schen, die durch Wasser und Frost geschädigt, ausgewaschen oder mit Pflanzen überwuchert waren. Der Wasserstand des Rheins unterwarf sich dabei nicht gerne der minutiösen Vorplanung unseres Teams. Im Frühling gab es immer wieder Unterbrechungen, da der Wasserstand zu hoch war, um die Steine von der Mauer abzutragen – auch im Sommer verursachten kurze, starke Regenfälle gelegentlich Flutungen, die nicht so schnell abliefen, wie sich die Baugrube füllte. “Wir mussten die Baugrube jeden Morgen auspumpen. Am Ende spielte uns dann jedoch der trockene Sommer in die Karten, da wir mit einem sehr niedrigen Pegelstand die Arbeiten wieder aufholen konnten.”

Das Wetter spielte in diesem Bauabschnitt jedoch nicht die einzige Hauptrolle. Besonders schwierig war es, die historischen Steine zu besorgen, mit der die über hundert Jahre alte Kaimauer fachgerecht rekonstruiert werden konnte. “Die Mauer war so zerstört, dass wir sie teilweise komplett abreißen und von unten neu aufbauen mussten. Nachdem der Statiker sein Okay gegeben hatte, zählten mein Kollege Roland Seeger und ich wirklich jeden Stein einzeln aus, das war eine Heidenarbeit!” Insgesamt fast 300 Steine aus äußerst seltenem Lavabasaltgestein mussten ersetzt werden. Das Gestein ist in Deutschland nur noch in zwei Steinbrüchen erhältlich. Vor allem die Lieferzeiten von bis zu 8 Wochen stellten eine Herausforderung dar, die in die Taktung der Baustelle mit einfloss. “Insgesamt agierten wir im Baustellenablauf sehr flexibel – wenn man an einer Stelle nicht weiter machen konnte, hielten wir an anderer Stelle die Baustelle im Fluss.”

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Nah am Wasser gebaut, aber dennoch stabil. Links im Bild ragt das Wassergerüst aus dem Rhein.
Denn zu tun gab es genug. Neben der Rekonstruktion der alten Kaimauer galt es auch, das gesamte ufernahe Areal statisch zu ertüchtigen. Dafür kam eine sogenannte Totmannkonstruktion zum Einsatz: Eine spezielle Verankerung, bei der Betonklötze mit langen Gewindestangen durch eine Kernbohrung durch die Mauer geführt werden. Nach Verfüllung der Baugrube sitzt die Konstruktion unter Spannung. Die Fläche kann nun, fertig verfüllt und gepflastert, größere Lasten tragen und dient somit in Zukunft als zusätzliche Veranstaltungsfläche.

Das Auf und Ab des Rheins und auch der Trubel um die Baustelle herum brachte Bauleiter Markus Wolfram nicht aus der Ruhe. Er freute sich über die Eigenarten, die das Bauen am Wasser mit sich brachte – wie etwa die Installation eines Wassergerüstes. “Ein Wassergerüst stellt eine besondere Herausforderung dar, denn es muss fest im Boden verankert werden. Der Gerüstbauer lief während der Installation tatsächlich mit Wathosen durchs Wasser. Wir hatten Glück, dass es zu dieser Zeit selten geregnet hat, der Wasserstand war niedrig genug, um alles aufzubauen, teilweise ohne nasse Füße zu bekommen.” Sobald das Gerüst fest auf Grund stand, begann Team Michel mit den Sanierungsarbeiten.

Ein durch und durch von Wind und Wetter bestimmtes Projekt nahm im August 2022 nach knapp zehn Monaten Bauzeit sein Ende. “Wenn man am Fluss baut, muss man natürlich immer den Blick auf das Wasser haben.” Da hilft es nur, anpassungsfähig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Dank guter Zusammenarbeit zwischen Bauleitung, Polier und Auftraggeber meisterte unser Team die Hürden und ließ sich keine Steine in den Weg legen. Am Rhein können in Zukunft noch einige Feste gefeiert werden. Mit einer schicken Uferpromenade, die standhält, auch die nächsten hundert Jahre.

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